Ganz allgemein gesprochen ist Unterricht mit einem Schulbuch nicht zwingend „guter Unterricht“ und dieser Art des Unterrichts garantiert auch nicht, dass die Schüler all das lernen, was sie lernen sollen. Die Qualität des Unterrichts hängt nicht davon ab, ob ein Schulbuch verwendet wird oder nicht, sondern sie hängt vom Lehrer ab, der das Schulbuch (und auch andere Medien) pädagogisch und didaktisch kompetent einsetzt um den Schülern effektives Lernen zu ermöglichen, sodass sie einen möglichst großen Lernerfolg haben. Binnendifferenzierung (d.h. Förderung eines jeden Schülers nach seinem individuellen Potenzial) ist ebenso wichtig wie Spaß am Lernen. Die Zeit in der der Lehrer dem Schüler eine Sprache „beibringt“ ist längst der kommunikativen Auffassung von Fremdsprachenunterricht gewichen. So sollen die Schüler möglichst viel selbst und aktiv in der Fremdsprache handeln indem sie sie anwenden. Dabei ist es zuweilen viel wichtiger, dass man kommuniziert (also verstanden wird und selbst versteht) als dass alles was gesagt wird zu 100% fehlerfrei ist. Daher kann es durchaus zu Phasen kommen, wo die Sprachrichtigkeit eine untergeordnete Rolle spielt und nur schwerwiegende Fehler korrigiert werden. Doch auch über die Kommunikation hinaus kommt es natürlich zu einem Lernzuwachs indem man die Sprache hört und sich mit ihr beschäftigt (Hörverstehen, Leseverstehen).
Alle Lehrer greifen in der Regel auf das Schulbuch zurück, denn dessen Inhalte und Materialien orientieren sich an den offiziellen Bildungsplänen. Auch im modernen Unterricht hat damit das Schulbuch seinen Platz – nur wird es mit verschiedenen anderen Medien kombiniert um den Lernzuwachs zu maximieren. So findet oft Transferarbeit (also die Anwendung von Gelerntem) losgelöst vom Buch statt. Zudem sollte man nicht vergessen, dass sich auch Schulbücher weiter entwickeln. So gibt es „einfache“ digitale Ausgaben von Schulbüchern, die vor allem Schülern die Möglichkeit gibt, die schweren Schulbücher in der Schule im Schließfach zu deponieren und zu Hause mit der digitalen Version am PC oder auf dem Tablet zu arbeiten. Allein die Entlastung der Schülerrücken sollte es hier wert sein, sich diese Option einmal genauer anzuschauen. Hinzu kommen die digitalen Unterrichtsplaner, die neuere Bücher begleiten können. Dabei handelt es sich um ein Buch mit Mehrwert, das oft am interaktiven Whiteboard (einer Art riesigem Tablet mit Beamer) eingesetzt wird.
Doch auch ohne eine solche interaktive Tafel lohnt es sich, diese um Medien erweiterte und auf Binnendifferenzierung ausgerichteten Bücher zu benutzen. Der Inhalt dieser Bücher ist identisch mit der Druckversion, nur sind sie interaktiv angereichert.
Hinsichtlich der kommunikativen Orientierung des modernen Fremdsprachenunterrichts darf man auch nicht vergessen, dass in einer durchschnittlichen Klasse ein Schüler pro Stunde durchschnittlich auf eine Sprechzeit von ca. 1 Minute kommt, d.h. ca. 90-120 Minuten pro Schuljahr. Abzüglich schriftlicher Aufgaben, Klassenarbeiten, Fehlzeiten usw. bleiben effektiv davon ca. 45-60 Minuten pro Schuljahr übrig. Dies ist bei Weitem nicht genug, vor allem wenn man bedenkt, dass es in jeder Klasse ruhigere oder gar sehr stille Schüler gibt, die ihre Redezeit liebend gern anderen Schülern überlassen. Somit kann zusammenhängendes Sprechen nur selten geübt werden und nicht jeder Schüler nutzt die Chance sich mündlich zu äußern. Mit Hilfe von digitalen Medien jedoch kann jeder Schüler von Anfang an und mit zunehmendem Alter immer längere Texte selbst sprechen – und zwar mit Hilfe von Sprachaufnahmen und diversen Apps, die Comicfiguren mit der Stimme der Schüler sprechen lassen. Dies ermöglicht auch eher schüchternen Schülern, aus sich herauszukommen und zu sprechen. Der Vorteil gegenüber reinen Sprachaufnahmen ist hier der Spaßfaktor, der in den Augen mancher Menschen zwar in der Schule verpönt ist, jedoch durchaus im Unterricht seinen Platz haben darf. Nur weil etwas Spaß macht ist es ja noch lange nicht falsch oder ineffektiv, ganz im Gegenteil. So ist es möglich, die Sprechkompetenz dahingehend trainieren als dass der 5-minütige Monolog in der Kommunikationsprüfung (welche Teil der Abiturprüfung in den modernen Sprachen ist) kein Problem mehr darstellen wird. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die Schüler an solchen kleinen Projekten auch lernen, gemeinsam im Team zu arbeiten, sich gegenseitig zu helfen – was ein Mehr an Sozialkompetenz darstellt.
In Punkto Hörverstehen können digitale Medien ebenso zur Binnendifferenzierung beitragen, weil man nicht gemeinsam im Klassenverband Medien konsumiert, sondern dies individuell tun kann. Begleitet können solche Hörverstehensübungen z.B. von Fragebögen oder auch interaktiven Übungen werden.
Hinsichtlich der Lesekompetenz kann man mit Hilfe digitaler Medien authentische Texte finden und verstehen lernen. Dies zuerst angeleitet, später etwas freier. Außerdem werden so Methoden zum Textverständnis über die Schulbuchtexte hinaus geübt. Diese Texte (z.B. aus dem Internet) sind nicht vereinfacht, sondern der Schüler lernt mit diversen Hilfsmitteln mit authentischen Texten umzugehen.
Schließlich gibt es noch die Methodenkompetenz und die interkulturelle Kompetenz, die z.B. durch Vokabellerntechniken, die bestimmten Lerntypen entsprechen und multimedial angereichert werden können, und den Kontakt zu französischen Deutschlernern trainiert werden können.
Bereits in den Bildungsplänen von 2004 wurde die Bedeutung der Medien im Fremdsprachenunterricht betont. Mit der rasanten Entwicklung der für Schüler verfügbare Medien sind auch die Potenziale der Medien für die Ausbildung von z.B. Methoden- und Sozialkompetenz ( = Teamarbeit) gewachsen. Heute kann man mit Smartphones, Tablets und Computern somit die Ziele dieses elf Jahre alten Bildungsplans exzellent umsetzen.
Seit 2004 hat sich auf dem Gebiet der digitalen Medien (ich verzichte bewusst auf die Bezeichnung „neue Medien“) mit der rasanten Entwicklung der Technik und des Internets viel getan. Dem trägt der bereits im Jahre 2012 beschlossene Bildungsplan von 2016 Rechnung, indem er Medienkompetenz als eine von 6 Leitperspektiven sieht. Natürlich ist der Bildungsplan noch nicht in Kraft getreten, jedoch weist er eine deutliche Richtung, der das AGS bereits seit mehreren Jahren folgt.
Hier gibt es noch genauere Informationen. Auch sollte nicht vergessen werden, dass das AGS im Bereich Fremdsprachen und Medien bereits mehrfach ausgezeichnet wurde und von der Initiative „Kinderland Baden-Württemberg“ und dem Medienkompetenzfund unterstützt wird.
Oft befürchten Eltern, dass der Medieneinsatz für die Schule die Tatsache, dass ihre Kinder sowieso schon zu viel vor dem PC sitzen oder auf dem mobilen Gerät surfen noch verschlimmert.
Prinzipiell muss man unterscheiden zwischen der Nutzung dieser Medien zu Unterhaltungszwecken und deren schulischen, pädagogisch-didaktisch durchdachten Nutzung, die sich an den Bildungsplänen orientiert.
Ganz allgemein ist Vertrauen und ein offenes Gespräch mit Ihrem Kind natürlich der beste Weg und der Kontrolle oder gar Verboten vorzuziehen. Bevor drastische Maßnahmen ergriffen werden, können Sie mit Ihrem Kind ganz einfach gemeinsam verbindliche Regeln für die Nutzung von digitalen Medien aufstellen und diese schriftlich festhalten. Die konstruktive und effektive Nutzung digitaler Medien für die Schule sollte nicht darunter leiden, dass Kinder gerne Spiele spielen oder im Internet surfen oder chatten. Hilfreich kann hier auch eine App bzw. eine Software sein, die dem Kind vor Augen führt, wie viel Zeit es am Bildschirm und am Smartphone verbringt. Ein gutes Beispiel hierfür ist RescueTime.
Sollte dies nicht helfen, gibt es viele kleine Hilfsmittel, die es Ihnen ermöglichen, die Nutzung verschiedene Geräte zu kontrollieren. Sie sind nicht immer ganz kostenlos aber eine lohnende Investition.
Oftmals bieten WLan-Router bereits die Möglichkeit, die Nutzungszeit relativ einfach zu beschränken. Je nach Hersteller kann die Einschränkung auch geräteübergreifend eingerichtet werden, d.h. alle Geräte eines Kindes, die über WLan eine Internetverbindung aufbauen unterliegen demselben Zeitbudget. Als Beispiel sei eine FRITZ!Box 7390 genannt. Die Bedienungsanleitung ihres Routers gibt normalerweise genaue Auskunft. Natürlich kann Ihr Kind Internet auf seinem mobilen Telefon nach wie vor über das Mobilfunknetz nutzen, jedoch sollte hier ggf. darauf geachtet werden, dass das Datenvolumen altersangemessen beschränkt ist, sodass sich Ihr Kind gut überlegt, wozu es das vorhandene Volumen nutzt.
Weiterhin gibt es auch Software, die auf einem Computer installiert werden kann und ebenfalls individuell pro Nutzer angepasst werden kann, wie z.B. Parents-Friend (nur für PC, ermöglicht sehr viel Kontrolle) oder NetAddictFree (sehr vielseitig).
Schließlich gibt es noch Apps, die auf mobilen Geräten eine gewisse Kontrolle zulassen. Natürlich wird Ihr Kind etwas dagegen haben, dass Sie auf „seinem“ Smartphone eine App installieren um Kontrolle auszuüben. Aber so lange Ihr Kind minderjährig ist, dürfen Sie durchaus bestimmen, was auf dem Gerät installiert wird – wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt. Beispiele für solche Apps sind
Norton Family (plattformübergreifend für mobile Geräte und PCs nutzbar, dann aber kostenpflichtig)
(Quelle und weitere Infos: hier)
Sollte auch dies nicht funktionieren, so helfen leider nur Verbote. Sie können ihrem Kind als Eltern jederzeit das Handy oder den PC-Bildschirm (oder auch nur die Tastatur) wegnehmen – entweder damit es seine Zeit anders verbringt oder damit es zuerst die Hausaufgaben erledigt, bevor es dann sein Gerät wieder nutzen darf.
Wie für alles gilt natürlich die altersgerechte Verteilung von Zeitbudgets. Wenn Kinder von klein auf lernen, vernünftig und verantwortungsbewusst mit der Nutzung digitaler Geräte umzugehen, so erübrigt sich eine Kontrolle mitunter sehr schnell. Bei den Jüngsten ist es auch durchaus eine Option, die Kinder nur in Anwesenheit eines Erwachsenen diese Geräte benutzen zu lassen.
Und endlich springt auch Baden-Württemberg auf den Zug auf – zu einem Zeitpunkt wo das Versuchstadium in anderen Bundesländern bereits längst in der Vergangenheit liegt: Schulversuch: Land will Erfahrungen mit Tablet-PCs sammeln (17.09.2015, Focus Online)
Schulen oft nicht im Computerzeitalter angekommen. (31.08.2015, Focus Online)
Tablets im Unterricht: Um sieben Uhr die erste Schüler-Mail (31.08.2015, Christian Füller, SchulSpiegel)
Deutschland ist Schlusslicht bei Medien-Unterricht. Bildungssystem muss fit für Digitalisierung werden! (16.05.2015, Saskia Esken, Der Tagesspiegel)
Forderung an die Bundesregierung. Bildung am Bildschirm. (24.03.2015, Robert Roßmann, Süddeutsche Zeitung)
Digitale Schule: Tablet wischen statt Tafel wischen. (15.03.2015, Julia Dutta, SchulSpiegel)
Die Realität nach der wir uns richten sollten: Jugend, Information, (Multi-)Media – Die JIM-Studie
Beispiel: Kaisering Augusta Gymnasium Köln (mit Links zu verschiedenen Medienberichten)
Hinweis zu den auf der OwnCloud erwähnten mobilen Apps: Diese Apps sind nicht notwendig für die Nutzung auf Mobiltelefonen. Die OwnCloud lässt sich normalerweise ohne Probleme über den Browser abrufen.
Hinweis zu den Desktop-Sync-Clients: Diese Programme sind nicht nötig, die OwnCloud kann über den Browser abgerufen werden.
Oftmals muss man sich für die Nutzung von sehr hilfreichen Diensten mit einer Emailadresse anmelden. Dafür ist es nicht unbedingt nötig, die Emailadresse zu nutzen, die man für Korrespondenz nutzt. Es lohnt sich deshalb – vor allem für jüngere Schüler – gemeinsam mit ihren Eltern eine Emailadresse einzurichten, die sie ausschließlich zur Anmeldung bei Internetdiensten nutzen. Ein sicherer Anbieter für Emailadressen ist z.B. GMX.net.
Die Emailadresse sollte (wie jegliche Emailadresse von Minderjährigen) keinerlei Rückschlüsse auf Alter/Geburtsdatum, Geschlecht, Wohnort (Land, Stadt) des Kindes zulassen. Entweder man wählt eine Phantasieadresse oder aber man nutzt z.B. die Form x.yyyyy@….net (wobei x der erste Buchstabe des Vornamens ist, yyyyy der Nachname). Wenn man nicht unbedingt preisgeben muss, aus welchem Land man kommt, dann sollte man dies tun, z.B. Adressendung in .net statt .de. In den Kontoangaben sollte man nur die wirklich notwendigen Angaben machen. Auch hier ist es zulässig beim Vornamen lediglich den ersten Buchstaben anzugeben und ggf. zum Schutz des Kindes absolut notwendige weitere Angaben zu erfinden. Wenn die Emailadresse auch für Korrespondenz mit den Lehrern genutzt werden soll, dann wäre es natürlich hilfreich, wenn als Absender der Nachname erkennbar wäre, d.h. der Absender x. yyyyy lauten würde.
Eine Alternative wenn man nur eine Emailadresse angeben muss, die später nicht mehr benötigt wird (z.B. für’s Zusenden des Passworts wenn man es vergessen hat) sind Wegwerfemailadresse, wie sie z.B. Wegwerfemail.de anbietet.
Kinder schützen heisst, sie auch in der digitalen Welt zu begleiten. Auf diesem Informationsportal erhalten Eltern, Lehr- und Betreuungspersonen Antworten, wie sie die Heranwachsenden im Medienalltag kompetent begleiten können – hin zu einer sicheren und altersgerechten Mediennutzung.
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